Integrationslotse/-lotsin • Kursbeginn: September 2023

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EIZ Berlin - Integrationslotse

Profil

Kernaufgabe der Integrations- und Flüchtlingslotsen (der Integrations- und Flüchtlingslotsin) ist die Unterstützung bedürftiger Mitmenschen mit Einwanderungsgeschichte bei Vorgängen, die zur Integration in die Gesellschaft der Bundesrepublik und dem Kontakt mit den Institutionen der deutschen Aufnahmegesellschaft notwendig sind.

Das Programm verfolgt einen niedrigschwelligen, präventiven Ansatz zur gesellschaftlichen Teilhabe von Menschen mit Migrationshintergrund. Lotsinnen und Lotsen arbeite entweder in einer Anlaufstelle oder geben in aufsuchender Arbeit Hilfestellung und nehmen einfache Beratungstätigkeiten wahr. Sie begleiten zu Ämtern und Behörden und vermitteln zu fachspezifischen Beratungsstellen. Die Lotsinnen und Lotsen für Flüchtlinge treten gezielt in Kooperation mit den in Erstaufnahmeeinrichtungen und Gemeinschaftsunterkünften tätigen Fachkräften und Bewohner/innen. Grundlegend treten die Lotsinnen und Lotsen als Mentoren auf, die Unterstützung beim Erlernen des Lebens in der neuen Heimat leisten.

Die Unterstützung sieht im Detail folgendermaßen aus:

  • Unterstützung der Einwanderer/innen und Deutschen mit Migrationshintergrund im Umgang mit kulturspezifischen Besonderheiten der Aufnahmegesellschaft (gesundheitliche und soziale Hilfsangebote aber auch rechtliche und verwaltungstechnische Anforderungen für den Umgang mit öffentlichen Institutionen und deren Erwartungen hinsichtlich Mitwirkungs-pflicht und –Bereitschaft sowie den zugrundeliegenden Werten)
  • Vermittlung zwischen den Anforderungen der Aufnahmegesellschaft und den Bedürfnissen der Einwanderer/innen
  • Abbau von Ängsten und Vorurteilen seitens der Einwanderer/innen und seitens der Aufnahmegesellschaft
  • niedrigschwellige sprachliche Übersetzung als auch Übersetzung der kulturspezifischen Handlungs- und Wahrnehmungsmuster der vertretenen Migrantencommunitites
  • Vermittlung an Fachstellen und Angebote der Grund- und Regelversorgung
  • Stärkung der Partizipation, Ressourcen und Selbsthilfepotenziale der Zielgruppe

Die Integrations- und Flüchtlingslotsinnen und -lotsen sind kein Ersatz für Fachkräfte aus dem Sozial-, Bildungs- und Gesundheitsbereich und die vorhandenen Beratungs- und Betreuungsangebote sondern eine Ergänzung dieser Fachangebote. Sie unterstützen die Arbeit der Fachkräfte und kommunizieren und kooperieren mit den Einwandererfamilien.

Die Lotsinnen und Lotsen können nach Bedarf von einem privaten Arbeitsvermittler betreut werden.

Daten und Fakten im Überblick

Die Integrations- und Flüchtlingslotsinnen und -lotsen können sowohl fallbezogen als auch einrichtungs- und arbeitsfeldbezogen (Bezirksamt, freie Träger), stadtteilbezogen sowie einrichtungs- und arbeitsfeldübergreifend für die Versorgungs- und Integrationsunterstützung eingesetzt werden.

Bei der Auswahl der Integrations- und Flüchtlingslotsen/innen kommt den in der Konzeption formulierten persönlichen Profilen und Kompetenzen eine große Bedeutung zu. Neben einem eigenen Migrationshintergrund und guten deutschen Sprachkenntnissen haben gute soziale und kommunikative Kompetenzen einen hohen Stellenwert für den Erfolg der Vermittler/innen zwischen Institutionen und Familien bzw. Einzelpersonen. Sie ermöglichen nicht nur den Zugang zu Menschen in schwierigen Lebenslagen oder ethnischen Gemeinschaften sondern sind auch für die erforderliche Akzeptanz bei Vertreter/innen der Einrichtungen unabdingbar.

Ihr erworbenes Wissen, ihre Praxis und die im Laufe der Maßnahme entstehenden Netzwerke werden für die Lotsen zukünftig Vorteile auf dem Arbeitsmarkt bringen.

Personen mit eigener Migrations- und Zuwanderungserfahrung, die einen Bezug und Interesse zu den Themenfeldern Integration und Interkulturalität haben. Vorkenntnisse in der Integrationsarbeit und Interesse an rechtlichen Themen sind erwünscht. Von Vorteil sind zudem bestehende Vernetzungen mit den verschiedenen Migrantencommunities in unserer Stadt.

Für eine Bewerbung müssen Interessierte folgende Voraussetzungen erfüllen:

  • Hauptschulabschluss in Deutschland oder vergleichbarer Abschluss aus dem Herkunftsland
  • Nachweis von Deutschkenntnissen (mindestens B1 nach dem Europäischen Referenzrahmen)
  • Muttersprachliche Kenntnisse einer in Deutschland relevanten Einwanderersprache
  • Migrationshintergrund und/oder biografisch nachgewiesene besondere Sensibilität für Zuwan-derer/innen und ihre Bedürfnisse
  • ausgeprägtes Interesse an der Thematik
  • Toleranz und Akzeptanz gegenüber anderen Kulturen, Religionen und Vorstellungen
  • Berufserfahrung oder ehrenamtliches Engagement im sozialen Bereich
  • Gute Zugangsmöglichkeiten zu Migrantenfamilien (kultureller Hintergrund, soziale Lage, spezifische Problemlagen)

Im Einzelfall behält sich das Europäische Integrationszentrum (EIZ) vor, weitergehende oder geringere Anforderungen vorauszusetzen.

Die Fortbildung kann durch das Jobcenter bzw. die Bundesagentur für Arbeit mittels Bildungsgutschein (Maßnahmenummer -/-/-) und die Rentenversicherung gefördert werden.

Folgenden Kompetenzen und Inhalte werden vermittelt:

Modul 1: Kurseinführung

  • Erwartungen der Kursteilnehmer/innen
  • Ablauf der Qualifizierung
  • Aufgabenbeschreibung und Abgrenzung zu anderen Professionen
  • Einsatzmöglichkeiten von Flüchtlings- und Integrationslotsinnen und –lotsen
  • Binnendifferenzierung

Modul 2: Recht und Verwaltung, Netzwerke
Den Teilnehmenden werden in diesem Modul grundlegende Kenntnisse der in der Integrationsarbeit relevanten Verwaltungs- und Behördenstrukturen sowie relevanten Rechtsbereiche, wie Asyl-, Familien-, Arbeits- und Aufenthaltsrecht vermittelt. Ein besonderer Fokus liegt im Bereich der Netzwerke der öffentlichen und freien Träger.

  • Einführung in die Zuständigkeiten und Arbeitsabläufe der relevanten Ämter und Behörden
    • Aufbau des Bezirks und seiner Strukturen
    • Grund- und Regelversorgung
    • Bezirksverwaltung
    • Systeme (Bildung, Versicherung, Wohnungsmarkt, Polizei)
    • Einrichtungen und Institutionen
    • Netzwerk öffentlicher und freier Träger
    • Ansprechpartner/innen
  • Staatskunde und Rechtssystem der Bundesrepublik Deutschland
  • Einführung in deutsches Asyl-, Familien-, Arbeits- und Aufenthaltsrecht
  • Strukturen und Methoden von Arbeitsmarkteingliederung, Bildungsmaßnahmen und weiteren sozialen Fragen
  • Einführung in die Zuwanderungspolitik der Bundesrepublik Deutschland
  • Einführung in das Grundgesetz

Modul 3: Soziologie und Psychologie der Migration, Integrationsstudien
Dieses Modul soll den Teilnehmenden einen fundierten Überblick über das Feld der Migration aus soziologischer und psychologischer Sicht verschaffen. Auch Grundlagen der Integration und ein Überblick über die deutsche Integrationspolitik ist Teil dieses Moduls. Das Erlernte können die Lotsinnen und Lotsen schließlich im stadtsoziologischen und gesellschaftspolitischen Rahmen anwenden.

  • Heranführung an den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt

Modul 4: Interkulturelle und interreligiöse Kompetenz
In diesem Modul sollen den Teilnehmer/innen grundlegende Instrumente zur interkulturellen und interreligiösen Konfliktprävention und Konfliktbewältigung an die Hand gegeben werden. Es werden Grundlagen der interkulturellen Kompetenz vermittelt, da sie für die Integrationsarbeit unumgänglich ist.

  • Interkulturelle Kompetenz: Kultur – Kommunikation – Interkulturalität, der Umgang mit Fremden und Fremdheit, Interkulturelle Projektarbeit
  • Interreligiöse Kompetenz: Grundlagen Religionsstudien Christentum, Islam, Judentum
  • Konfliktprävention und Konfliktbewältigung – Gesellschaftliche Spannungen erkennen und frühzeitig beheben

Modul 5: Grundlagen sozialer Arbeit und Sozialpsychologie
Den Teilnehmenden werden in diesem Modul Grundlagen der Sozialarbeit und Sozialpsychologie vermittelt. Dabei wird ein Schwerpunkt auf Intervention, Empowerment, soziale Netzwerkarbeit und Handlungsstrategien der sozialen Arbeit gelegt. Diese alternativen Ansätze moderner Sozialarbeit wenden die Integrations- und Flüchtlingslotsen (Integrations- und Flüchtlingslotsinnen) anschließend in ihrer Arbeit mit den Einwandererfamilien und Menschen mit Migrations- und Fluchterfahrungen an.

  • Grundlagen der Sozialarbeit
  • Grundlagen der Sozialpsychologie

Modul 6: Gesundheitswesen
Die medizinische Versorgung von Neuzugewanderten und/oder schon länger in Deutschland lebenden Migrant/innen mit geringen Deutschkenntnissen stellt eine große Herausforderung dar. Oftmals scheitert die medizinische Versorgung auch bei Notfällen an der schwierigen Kommunikation zwischen Patient/in und den Fachkräften im medizinischen Bereich. In diesem Wahlmodul wird angehenden Integrationslotsinnen und Integrationslotsen die Möglichkeit gegeben, eine Einführung in medizinische Grundlagen zu erhalten. Auf diese Weise kann die Kommunikation zwischen Patient/in und medizinischen Fachpersonal erleichtert werden. Zudem stehen die Lotsen den Patient/innen mit geringen Deutschkenntnissen beratend und betreuend zur Seite.

  • Einführung in das Gesundheitswesen
  • Grundbegriffe der Medizin
  • Gesundheitsvorsorge und Therapiemöglichkeiten

Dauer:
6 Monate

Schulungszeiten:
Montag bis Freitag von 9.00-16.00 Uhr

Schulungsort:
Europäisches Integrationszentrum Berlin
Harzer Straße 51-52
12059 Berlin

Anmeldung und Kontakt

Bei Interesse können Sie sich für dieses Schulungsangebot bei uns bewerben. Ihre Unterlagen senden Sie bitte per E-Mail, Fax oder auf postalischem Weg an:

Europäisches Integrationszentrum Berlin
Harzer Straße 51-52
12059 Berlin
eMail: info@eiz-berlin.de

Bitte reichen Sie folgende Unterlagen ein:

  • Anschreiben
  • Tabellarischer Lebenslauf
  • 1 Lichtbild
  • Kopie des Schulabschlusszeugnisses oder des letzten Zeugnisses
  • Kopien der Ausbildungszeugnisse (wenn vorhanden)
  • Kopien der Arbeitszeugnisse (wenn vorhanden)

Anmelde-Formular

Mit unserem Online-Formular können Sie unverbindlich mit uns in Kontakt treten und Ihr Anliegen mitteilen. Das Team der EIZ Berlin wird Ihre Anfrage schnellstmöglich beantworten.